NW RV trauert um Dr. Claus Heß

NW P15 In Memoriam

In den Jahrzehnten seines ehrenamtlichen Einsatzes für den Rudersport hatte Claus Heß zwar keine Funktion im Nordrhein-Westfälischen Ruderverband, und doch ist er eng und auf mannigfache Weise mit dem Rudersport und dessen herausragenden Persönlichkeiten zwischen Rhein, Ruhr und Weser verbunden.

In Düsseldorf hat er bei Rudolf Pentzlin, unserem unvergessenen Landeslehrwart, das Rudern erlernt, hat es bei der Germania durch Theo Cohnen (zunächst als Leichtgewicht) zu Perfektion und Erfolg gebracht, startete bei den Olympischen Spielen im Zweier ohne und holte Medaillen auf Europameisterschaften. Kaum, dass er seine sportliche Karriere beendet hatte, begann Claus Heß seine wegweisende Arbeit zunächst im Deutschen Ruderverband, bald aber auch in DSB/NOK und in der FISA.

Wer seine Leistungen und Verdienste, Ämter und Auszeichnungen aufzählen will, läuft Gefahr, dabei unvollständig zu bleiben. Wichtiger sind die Eindrücke, die Claus Heß durch seine Art, seine Aufmerksamkeit und seinen Arbeitseinsatz bei all denen hinterlässt, die jemals mit ihm zusammengearbeitet hatten.

Unvergessen bleibt seine souveräne Leitung der Rudertage. Seine kämpferische, aber stets sachliche Argumentation, sein Geschick, Kontrahenten als Kooperationspartner zu gewinnen, wie z.B. unseren NWRV-Vorsitzenden Peter Velten als seinen Stellvertreter im DRV. Seine Fähigkeit, kluge Kompromisse zu finden oder finden zu lassen und auch dann danach mit voller Überzeugung eintreten, wie z.B. bei der von NRW unter Walther Kaschlun betriebenen Abschaffung des Berufungsprinzips für die DRV-Präsidiumsmitglieder.

Claus Heß war eine begnadete Führungspersönlichkeit. Mit Konzept und Klarheit, aber auch mit einem enormen Detailwissen überzeugte er nicht nur am Rednerpult in Verbänden und Vereinen oder am Vorstandstisch, sondern auch in ungezählten wegweisenden Veröffentlichungen, Berichten, Stellungnahmen, oft auch  Entgegnungen im Verbandsorgan. Für Journalisten war er ein geschätzter Gesprächspartner, der druckreif formulieren konnte.

Seine Erwartungen waren stets hoch, aber niemals verlangte  er von seinen Mitstreitern mehr als von sich selbst. Mit seiner gelebten Disziplin und Konzentration war er Vorbild und Ansporn. Soweit er es noch nicht hatte,  erwarb er sich – mit 33 Jahren DRV-Vorsitzender geworden – , sehr schnell die Anerkennung der Älteren, und er begegnete bei allem Drang zum Neuen den Älteren mit Respekt. Bemerkenswert waren sein Zeitmanagement und seine Planung. Was er nicht sofort erledigen konnte, machte er unverzüglich, denn sein Terminkalender erlaubte es ihm nicht, irgend etwas mal liegen zu lassen.

Andererseits auch seine Ungeduld gegenüber Vertagen und Verschieben. Er war meist der Erste, der eine Verbandsaktion anzuschieben wusste, auch dann noch, als schon längst mit Henrik Lotz, Wolfgang Maennig und Helmut Griep seine Nachfolger als DRV-Vorsitzende im Amt waren. So hat er beispielsweise die Vorbereitungen zum 125. Jubiläum des DRV 2008 bereits 5 Jahre vorher gestartet. Oder 1999 das 50. Jubiläum des wiedergegründeten DRV und des DRSV unter dem Stichwort „Ein Verband – zwei Geschichten“, das als Sonderheft der Rudersport erschienen ist.

Claus Heß war ein Gentlemen des Sports. Immer wieder warnte er vor den kommerziellen Interessen, die auf schleichenden Wegen bisherige Werte des Fair Play verdrängen. Sein Herz schlug stets für die Sportler. So hatte er sich entgegen allen politischen Wünschen und Erwartungen mit einer denkwürdigen Rede klar und pointiert gegen einen Boykott der Olympischen Spiele 1980 ausgesprochen – ausgerechnet bei einer Vollversammlung des NOK in seiner Heimatstadt Düsseldorf.

In Dankbarkeit nehmen wir Abschied von einem erfolgreichen Ruderer, einer verdienstvollen Führungspersönlichkeit und fördernden Mitstreiter für den Rudersport. Seine Leistungen bleiben über seinen Tod hinaus unser Ansporn. Unsere herzliche Anteilnahme gilt seiner Frau Helga und seinen Söhnen.

Eberhard Wühle

   

Anhänge:

Oswald, Dennis, Nekrolog Claus Heß, Grundsatzrede 64. Rudertag des DRV.pdf (72 kB)

veröffentlicht am Donnerstag, 12. April 2018 um 18:10; erstellt von Hummels, Wilhelm
letzte Änderung: 13.12.18 10:41

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