64. Rudertag in Münster, bei den Wahlen keine Überraschungen, Regattaverein organisiert Umfeld glänzend

NW E10 Verband

Eine tolle Eröffnung am Freitagabend. Prof. em. Dr. Denis Oswald`s Nekrolog auf Dr. Claus Heß war auch eine Grundsatzrede zur Situation im Sport. Bernhard Schwank, als Vertreter der Landesregierung und Gisela Hinnemann, Vizepräsidentin Leistungssport im LSB Präsidium vertraten glänzend unser Bundesland.

Bernhard Schwank beschrieb den Rudersport, die Bedeutung seiner großen aber auch kleinen Vereine, aus beiden Teilen würde der Deutschlandachter besetzt und verkündete das aktuell von der Landesregierung beschlossene 300 Millionen Euro Sportstättenerneuerungsprogramm.

Juliane Möcklinghoff führte mit Gisela Hinnemann ein ebenso munteres wie inhaltsreiches Interview.

Vertreter aus anderen Bundesländern meinten, wir wären im NRW-Sport gut aufgestellt.

Der Nekrolog auf Dr. Claus Heß war sicherlich ein Höhepunkt, weckte Erinnerungen an eine herausragende Persönlichkeit des Rudersports in Deutschland wie bei der FISA und Sehnsüchte, beschäftigte sich aber auch sehr kritisch mit aktuellen Entwicklungen im Sport.

Thorsten Kortmann erhielt für seine bereits in frühen Jahren erreichten zahlreichen, nationalen und internationalen Erfolge die silberne Trainernadel.

Rolf Warnke hielt eine hörenswerte Laudatio auf Eberhard Wühle, der für besondere Verdienste um den deutschen Rudersport ( eine Art Life Award ) geehrt wurde. Die Laudatio ist auch lesenswert und hier angehängt.

Am Samstag fand dann der 64. Rudertag statt, über den noch lange nachgedacht werden sollte. Einiges wurde erreicht, viele Chancen vertan. Was war aus nordrhein-westfälischer Sicht gut:

Wir waren mit über 235 Stimmen auf dem Rudertag vertreten, eine Präsenz von mehr als 85 %.

Wahlen

Von den fünf zu wählenden Präsidiumsmitgliedern erreichten die NRW-Vertreter herausragende Ergebnisse. Michael Stoffels, Ressort Ruderreviere, Technik und Umwelt musste gerade mal 2 Gegenstimmen „in kauf nehmen“. Ein Wahlergebnis von 99,95 % in diesem Ressort ist eine deutliche Anerkennung der Arbeit, die Michael Stoffels hier geleistet hat und weiter leistet.

Selbiges gilt auch für das Wahlergebnis von Rolf Warnke mit über 95 %, was in dem schwierigen Ressort Wettkampfwesen noch nie erreicht wurde!

Rainer Engelmann trat erstmals als Ressortleiter Wanderrudern & Breitensport an. Sein Ergebnis mit über 92 % kann sich ebenfalls bestens sehen lassen. Alle Ergebnisse lagen weit über Durchschnitt.

Christof Lüke wurde mit der zweitbesten Stimmenzahl als einer von drei Vereinsvertretern in den Beirat Leistungssport gewählt.

Bei den Vorstandswahlen erreichten Moritz Petri 88 % der Stimmen, Siegfried Kaidel und Dr. Dag Danzglock rd. 2/3.

Satzungsarbeit/Agenda 2024

Der NW RV hatte zu 6 Themenfeldern insgesamt 14 Änderungs- und Ergänzungsanträge eingebracht, die von Wilhelm Hummels, Martin Tschäge und Eberhard Wühle vorgetragen wurden. Dies ist anfangs wahrlich nicht auf die Gegenliebe des Präsidiums gestoßen. Die Begründung der letzten Änderungsanträge konnte Wilhelm Hummels dann mit den Worten beginnen, dass seit Freitagmittag stündlich die Akzeptanz der NRW-Anträge steige.

Dies zeigte sich besonders beim Antrag zum Beirat Leistungssport. Hier hatten wir vorgeschlagen, statt einem Athletenvertreter zwei Vertreter beiderlei Geschlechtes vorzusehen. Dieser wurde zwar vom Länderrat und Präsidium noch abgelehnt, erhielt aber im Plenum mit über 1.022 Stimmen (rd 95 % ) die höchste Zustimmung aller Satzungsänderungsanträge.

Holger Siegler hat für die Beibehaltung der Verankerung Leistungssport im Vorstand plädiert und damit eine Brücke gebaut für die Akzeptanz des neuen Beirats Leistungssport. Dem sind die Delegierten gefolgt. Der Mainzer RV zog daraufhin seinen Antrag auf ein 4. Vorstandsmitglied Ressort Leistungssport zurück.

Somit bleibt § 22 des Grundgesetzes unverändert, so wie der NW RV dieses von 8 Jahren in Ulm vorgeschlagen und erreicht hat. Der Leistungssport bleibt im ehrenamtlich Vorstand verankert und erstellt die Vorgaben der Arbeit des Leistungssportsdirektors. Der Beirat Leistungssport wird damit aufgewertet.

Zum neuen Leistungssport-Beirat wurden insgesamt 7 Änderungsanträge (drei vom NW RV) eingebracht, die allesamt angenommen wurden!

In die Agenda 2024 wurde auf Antrag des NW RV die Zielsetzung zum Schulsport übernommen:

  • "Wir wollen das Schulrudern ausbauen, den Schulen strukturelle und konzeptionelle Hilfestellungen anbieten und den Schulsport weitergehend in die Vereinsarbeit implementieren."

Zwei Anträge des NW RV zur Agenda 2024 wurden knapp abgelehnt. Dabei lag die Empfehlung des Präsidiums vor, die im folgenden zitierten Anträge nicht zu übernehmen.

  • "Wir wollen Kompetenzen für die ruderspezifischen Aufgabenstellungen in den Bereichen Versicherungen, Datenschutz, Steuer- und Vereinsrecht verbessern. Wo möglich im Hauptamt, das immer der erste Ansprechpartner sein sollte."
  • "Wir wollen mit einem ganzheitlichen Ansatz die Digitalisierung vorantreiben, um die Arbeit in der Geschäftsstelle, die Prozesse im Verbandsalltag u.a., in der Kommunikation mit den Vereinen, Landesruderbänden, Regatta- und Fahrtenveranstaltern effizienter gestalten."

So recht erschließt sich die Auffassung des DRV-Präsdiums und wohl auch seines Hauptamtes nicht, sind dies doch Forderungen, die aus den Vereinen kommen oder zum Teil bereits im NW RV umgesetzt sind. Diese beiden Punkte gehören in die Arbeitsmappe „Wiedervorlage“.

Die von Rolf Warnke vorgelegten zahlreichen Änderungen des Regelwerks waren allesamt gut begründet und wurden ohne größere Debatte angenommen.

Was war gut

Die Technik zur digitalen Online-Abstimmung lief gut, ist endlich beim DRV auch in den Ordnungen verankert und nicht mehr wegzudenken.

Der Saal war voll, die Teilnehmer konnten ihre unterschiedlichen Standpunkte darlegen.

Der Rudertag wurde trotz Defizite in der Vorbereitung der Tagesordnung am Samstag von Moritz Petri über 10 Stunden allein und gut geleitet.

Vier Jahre Zyklus Wahlen und Rudertag

Seit Monaten war erkennbar, dass der Vier-Jahre-Zyklus bei Wahlen und insbesondere für den Rudertag nicht mehrheitsfähig war, erst recht nicht für eine Satzungsänderung. So war es zu begrüßen, dass dieser Antrag vom Präsidium zurückgezogen wurde, auch weil der Vorstand, der 2020 nicht mehr antreten wird, erkannt hatte, dass dem eine Wahlperiode von 4 Jahren widerspricht.

Strukturreform DRV

Die auf unserer Delegiertentagung in Duisburg intensiv besprochene große Strukturreform wird kommen! Diese wurde auch von Teilnehmern des Arbeitskreises Agenda 2024 gefordert und ist nun Bestanteil dieser Agenda.

Die Notwendigkeit hierfür zeigte sich auch auf dem Rudertag in Münster sehr deutlich.

Was war nicht gut

Die Finanzzahlen wurden erst als Tischvorlage präsentiert. Die notwendige Transparenz wurde auch nicht mit Hinweis auf viele sanktionsfreie Prüfungen in den beiden letzten Jahren erreicht. Die Diskussion zu den Finanzen fand somit kaum statt. Der Vorstand gelobte Besserung und will zum nächsten Rudertag die Zahlen früher veröffentlichen.

Die Anträge des Präsidiums und die Änderungsanträge waren digital nicht „präsent“ und wurden – völlig unverständlich – nicht per Beamer an die Wand geworfen. Selbiges gilt für die Finanzberichte. Man konnte aber nicht den Eindruck gewinnen, dass dieses so vom Vorstand gewollt war.

Debattenkultur

Der Antrag des Mainzer Ruderverein wurde zurückgezogen, nachdem klar war, dass der Leistungssport im ehrenamtlichen Vorstand verankert bleibt. Die Anträge der Frankfurter Germania und des Berliner RC wurden abgelehnt, konnten aber jeweils bis zu 1/3 der Stimmen auf sich vereinigen. Der Antrag des RTHC Bayer Leverkusen zu den DRV-Nominierungsrichtlinien erreichte sogar 43,4 %, es fehlten nur 70 Stimmen zur Zustimmung.

Ohne auf einzelne Anträge und Debattenthemen einzugehen, bleibt aber eines zu konstatieren. Da Mehrheiten zur Ablehnung früh erkennbar waren, ist es umso unverständlicher, wie emotional überhitzt und teilweise sehr unsachlich von Vertretern der Gruppierungen, die sich letztlich durchgesetzt haben, vorgetragen wurde. Dies sollte man aber nicht damit begründen, das hätten „die Anderen“ auch getan, was sicherlich auf dem Rudertag auch der Fall und ebenso unnötig war. Die Anträge wurden sachlich vorgetragen.

Etwas mehr Selbstkritik aus den Gremien hätte gutgetan, wie wir dieses auf unserer Delegiertentagung getan haben und in Münster von Dr. Gerhart Marchand treffend zitiert wurde. Teilnehmer haben Brücken gebaut, die von Holger Siegler vorgeschlagene wurde sogar gegangen, weit mehr aber negiert, einige sind gar abgerissen worden. Vieles musste einfach nicht sein.

Die Debattenkultur muss auch in den Arbeitskreisen verbessert werden. Die Verantwortungsträger sollten mehr zuhören, statt den Eindruck zu verstärken, stattdessen abzublocken, um Etabliertes, was wahrlich nicht immer erfolgreich war und ist, zu verfestigen.

Nachgang

Der NW RV greift im Nachgang zum Rudertag gerne den Gedanken von Dr. Gerhart Marchand auf, eine Art Mitgliederausschuss zu bilden und wird auf dem nächsten Verbandstag des NW RV ein Konzept vorstellen, zwei oder mehr Vereinstage zwischen den Verbandstagen zu etablieren.

Nachsatz

Danksagung kommt traditionell immer zum Schluss, ist hier tatsächlich auch kein Nachsatz und könnte auch ganz oben stehen.

DANKE SCHÖN, Münster, GRATULATION an den Münsteraner Regattaverein!

Nils Warnke als Motor und Macher, eine tolle Helferschar, die Organisation war eine Einladung auf ein Wiedersehen.  

Eine DANKE SCHÖN geht auch an die Akademische Ruderverbindung Westfalen für die Farewell-Party am Samstagabend. Der Abend war bestens gelungen, der Morgen danach schnell vergessen.

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Bildergalerie Detlev Seyb

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Anhänge:

Oswald, Dennis, Nekrolog Claus Hess, Grundsatzrede 64. Rudertag des DRV.pdf (71 kB)
Laudatio Eberhard Wühle.pdf (100 kB)

veröffentlicht am Freitag, 9. November 2018 um 08:33; erstellt von Hummels, Wilhelm
letzte Änderung: 11.12.18 19:07

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