Die Ruderabteilung des RTHC Bayer Leverkusen bereitete ihren
beiden Olympiateilnehmern
Felix Drahotta - Gewinner der Silbermedaille
mit dem Deutschlandachter - und
Kathrin Marchand - achter Platz im Zweier ohne
Steuerfrau - einen festlichen Empfang. In Anwesenheit von
zahlreichen Vereinsmitgliedern, die sich nach dem traditionellen
Abrudern eingefunden hatten, ließen beide Sportler ihre
Erlebnisse in Rio sowie ihre sportlichen Leistungen noch einmal
Revue passieren.
Für Marchand waren die Spiele in Rio die zweiten
Olympischen Spiele ihrer Karriere, für Drahotta sogar die
dritten. Während jedoch Marchand ursprünglich im
Frauenachter gerudert und erst im vorolympischen Jahr in den Zweier
gewechselt war, verlief die Entwicklung bei Drahotta, der
jahrelang im Zweier erfolgreich gewesen war, genau umgekehrt: Er
erfüllte sich mit der Olympia-Teilnahme im legendären
Deutschlandachter ein Traumziel. Im Gespräch mit
Abteilungsleiter Dr. Gerhart Marchand und dem Leiter des
Leistungssportbereichs Toni Seifert - selbst zweimaliger
Weltmeister im Deutschlandachter und mehrfacher Olympia-Teilnehmer
- erläuterten beide Athleten ihre unterschiedlichen Wege nach
Rio und begründeten ihre Vorlieben für ihre
Bootsklassen.
Marchand: Im Zweier stehe man unmittelbarer in der Verantwortung
für den Erfolg und habe ihn gemeinsam mit der Partnerin, mit
der man exzellent harmonieren muss, in der Hand.
Drahotta: Bei den Männern lasse sich ein Achter aufgrund
der großen Leistungsdichte in der Spitze homogener besetzen
als bei den Frauen, was dieser Bootsklasse zu Recht den Ruf der
"Königsdisziplin" eingebracht habe.
Auf die Frage, ob er in Rio "Gold verloren" oder "Silber
gewonnen" habe, führte Drahotta aus, dass die Erwartung sicher
hoch gesteckt worden war, dass man aber die Leistung der
Goldmedaillengewinner aus Großbritannien, die sich
insbesondere taktisch weiterentwickelt haben, anerkennen
müsse. Insgesamt sei die Leistungsdichte in der
internationalen Spitze deutlich enger geworden. Es bleibe
abzuwarten, wie sich die bei vielen Nationen anstehenden
Generationenwechsel auswirken werden.
Auch über den Sport hinaus haben beide Athleten
unvergessliche Erlebnisse aus Brasilien mitgenommen. Die vielfach
im Vorfeld geäußerte Kritik an der Organisation und den
baulichen Zuständen im Olympischen Dorf teilten sie nicht und
hätten sich mehr Gelassenheit im Umgang mit Organisation,
Unterkünften und der landestypischen Mentalität
gewünscht. Allerdings merkten sie auch an, dass die
Atmosphäre an der Regattastrecke bei Weitem nicht an die
Atmosphäre vor vier Jahren in London heranreichen konnte: Die
Briten seien eben deutlich "ruderverrückter" als die
Brasilianer.
Auf ihre weiteren Zukunftspläne angesprochen antwortete
Marchand, dass für die nächsten Monate bei ihr der
Studienabschluss als Medizinerin im Vordergrund stehe.
Allerdings hatte sie sich Anfang Oktober für den
"Rhein-Marathon" von Köln nach Düsseldorf spontan schon
wieder ins Boot gesetzt. Drahotta hat eine Ausbildung zum
Kfz-Mechatroniker begonnen und hofft, dies zeitlich mit dem
anspruchsvollen Rudertraining in Einklang bringen zu
können.
Abschließend ging RTHC-Cheftrainer Ralf Müller, der
für den Deutschen Ruderverband einen Frauen-Vierer bei
der Weltmeisterschaft in Rotterdam zu Bronze geführt hatte,
auf die Anforderungen ein, die auf die Sportvereine unter dem
modifizierten Sportförderkonzept zukommen werden.
Entscheidend wird es sein, als Verein weiter Spitzenleistungen zu
erbringen. Hier sei die Ruderabteilung des RTHC auch im
Nachwuchsbereich gut aufgestellt.
Im Anschluss an den offiziellen Teil des Empfangs ließen es
sich die Ruderer im Vereinshaus bei Spanferkel gut gehen, nahmen
die Silbermedaille von Drahotta noch einmal aus der Nähe in
Augenschein und freuten sich darüber, dass Marchand und
Drahotta ihnen noch eine ganze Weile für anregende
Gespräche zur Verfügung standen.
veröffentlicht am Montag, 31. Oktober 2016 um 11:25; erstellt von Hummels, Wilhelm
letzte Änderung: 03.11.16 16:08