Das Heinrich Heine Gymnasium in Dortmund hat zwei
Flüchtlingsklassen und will jetzt nicht nur im Unterricht
sondern auch bei seinem Sportangebot auf Integration setzen. Seit
Anfang dieses Schuljahres lernen Flüchtlingskinder des
Heinrich Heine Gymnasiums Rudern. Schulleiter Detlef von Elsenau
mit Ulla Bremke sowie Günter Risse vom Ruderclub Hansa
Dortmund und Wilhelm Hummels vom Nordrhein-Westfälischen
Ruderverband stellten in der letzten Juni-Woche das Projekt
vor.
Leiter der Schulriege ist Johannes Ahnefeld, der die Idee hatte,
Rudern auch für die Flüchtlingsklassen anzubieten. "Doch
dazu mussten erst einmal wichtige Hürden genommen werden"
erinnert sich Schulleiter von Elsenau. Denn viele der
Flüchtlinge hatten eine Bootsflucht hinter sich. Es stand also
die Frage im Raum, ob möglicherweise entstandene Ängste
und Traumata die Jugendlichen von einem solchen Angebot abhalten
würden oder ob es gelingt, das Thema Wasser für die
Flüchtlinge durch das Ruderangebot positiv zu besetzen. "Das
Ergebnis war umwerfend", freut sich Johannes Ahnefeld. "17
Mädchen und Jungen wollten unser Angebot nutzen."
Doch gab es noch eine weitere Hürde. Die Flüchtlinge
konnten alle nicht schwimmen. Das aber ist eine Grundvoraussetzung
für den Rudersport. Da sprang der Wassersportclub (Waspo)
Nette dem Gymnasium zur Seite und bot den Flüchtlingen
Schwimmkurse an. Inzwischen haben sieben Mädchen und Jungen
ihr Bronze-Abzeichen und können nun endlich mit dem
Ruderunterricht beginnen.
Aus pädagogischer Sicht ein Meilenstein. "Wir haben einen
Integrations-Katalysator geschaffen", schwärmt Detlef von
Elsenau. Und der gemeinsame Sport fördert auch die
Sprachfähigkeit - denn im Boot wird deutsch gesprochen.
Ebenfalls auf Deutsch hat die Schule für die Flüchtlinge
eine Ruderfibel herausgebracht. Darin steht geschrieben, was vor,
beim und nach dem Training zu erledigen ist.
Wilhelm Hummels begeistert das Engagement der Schule. "Dortmund,
Münster und Köln sind die Hochburgen des
Ruder-Schulsports", berichtet er. "Aber diese Aktion ist wirklich
klasse. Denn der Rudersport, bei dem jeder im Boot seine Leistung
bringen muss, ist für Integration und Teambildung perfekt."
Johannes Ahnefeld und Marie Wein, Trainerin beim RC Hansa, stimmen
zu. "Die Jugendlichen lernen unglaublich schnell und bilden eine
gute Gemeinschaft. Trotz unterschiedlicher Wurzeln. Denn im Boot
sitzen Jugendliche aus Syrien, aber auch aus Nordafrika.
"Apropos Boot", sagt Detlef von Elsenau. "Da haben wir noch ein
Problem. "Bislang hat der RC Hansa uns immer ein Boot zur
Verfügung gestellt", berichtet von Elsenau. "Aber nun wollen
wir ein eigenes anschaffen." Weil ein Vierer aber zwischen 10 000
und 14 000 Euro kostet, sucht die Schule nun nach Sponsoren.
veröffentlicht am Mittwoch, 6. Juli 2016 um 21:10; erstellt von Heinemann, Ulrich
letzte Änderung: 07.07.16 07:55