Eine souveräne Vorstellung bot der deutsche
Frauen-Doppelvierer, der an diesem Samstag um 13:00 Uhr Ortszeit
mit der schnellsten Vorlaufzeit von 6:30,8 Minuten in das Finale
einzog. Sehr windige und böige Bedingungen, die mit starkem
Wellengang und Schaumkronen zur Streckenmitte den Ruderern das
Leben schwermachte, konnte dem DRV Quartett mit Lisa Schmidla vom
Crefelder Ruder-Club auf Schlag nichts anhaben. Mit über einer
Bootslänge Vorsprung überquerten sie die Ziellinie auf
dem Lago Rodrigo de Freitas und sicherten sich damit den direkten
Einzug in das Finale.
Das waren schon kuriose Bilder, die dem Fernsehzuschauer von den
vorherigen Rennen, den Vorläufen im Frauen Einer und
Männer Zweier, gezeigt wurden. Ganze Boote wurden von Wellen
überspült und zeitweise kamen die Boote auf den
Wellenkämmen ganz zum Stillstand oder änderten ihre
Richtung. Eigentlich fast ein Ding der Unmöglichkeit. Auf dem
Kurs kenterte ein serbischer Zweier. Bange Blicke bei den
Verantwortlichen und natürlich bei den Fans von Lisa Schmidla.
Zwar wussten alle und vor allem die Ruderinnen selber, dass sie mit
Wellen umgehen können, waren sie doch im Mai bei
ähnlichen Bedingungen Europameisterinnen geworden.
Wünschen tut sich aber kein Team diese Wetterkapriolen, denn
die Gefahr eines technischen Fehlers steigt immens.
Doch pünktlich zum Großbootblock flachte der Wind
etwas ab, so dass es keine Schaumkronen mehr auf den Wellen gab,
zwar noch unangenehmen seitlichen Wind, aber für Schmidla
kalkulierbar und ruderbar. "Da sind wir schlimmeres gewöhnt.
In unserer Vorbereitung hatten wir in den Trainingslagern in
Portugal und Ratzeburg auch immer wieder ähnliche Bedingungen.
Wir sind dann einfach immer durchgefahren und haben uns, obwohl es
keinen Spaß gemacht hat, gesagt: in Rio kann das auch sein",
so Schmidla.
Einen guten Start erwischte das Quartett mit Schlagfrau
Schmidla, Julia Lier/Halle, Carina Bär/Heilbronn und
Annekatrin Thiele/Leipzig: "wir sind gut raus gekommen, aber die
Polinnen haben ordentlich Betrieb gemacht und sind noch ein wenig
länger auf dem Startspurt geblieben": Das DRV- Boot geriet
dadurch kurzzeitig mit einer viertel Bootslänge in
Rückstand.
Doch Schmidla besitzt inzwischen die Erfahrung, sich nicht aus
der Ruhe bringen zu lassen und zog mit ihrer Mannschaft einen
effizienteren Streckenschlag vor. Das richtige Konzept, denn nach
500 Metern übernahmen sie die Führung und
überruderten die Polinnen, die schon die Schlagfrequenz
deutlich angehoben hatten. Aber gegen den kraftvollen Schlag des
DRV Vierers konnte weder Polen noch die USA etwas ausrichten,
unaufhörlich zogen sie mit jedem Schlag davon und konnten so
das Feld auf den letzten 700 Metern kontrollieren. "Wir haben dann
nur noch so viel gemacht wie nötig war, um den Abstand zu
halten. Ich empfand das Rennen nicht als anstrengend, wir konnten
sehr kontrolliert fahren, meine Mannschaft hat super mitgemacht,
wir sind geschlossen geblieben", so Schmidla nach dem Rennen am
Telefon.
Was ihr allerdings zu schaffen machte, war die starke
Sonnenbestrahlung die zur Mittagszeit extrem war und voll in ihre
Rennzeit knallte "die Sonne, wenn sie draußen ist, ist schon
sehr intensiv". Den anderen Vorlauf und damit den direkten Einzug
ins Finale schaffte der amtierende Olympiasieger aus der Ukraine,
allerdings mit einer etwas langsameren Zeit. Etwas kurios, das sie
so stark gefahren sind, ist die Ukraine doch erst über die
Nachqualifikation, die sie auch nur knapp mit dem 2. Platz in
Luzern schafften, in das 7 Boote Feld gerutscht und danach keinen
Wettkampf mehr gefahren!
"Ich war schon ein wenig überrascht, ich hatte in dem
Rennen eher die Australierinnen auf der Rechnung, aber wir nehmen
keinen auf die leichte Schulter. Spätestens seit letztem
Jahr", wo der DRV Vierer die einzige Niederlage vom "Underdog" aus
den USA, ausgerechnet im Finale, beigebracht bekam. Am Montag
fahren dann die übrigen Boote, über den Hoffnungslauf,
die weiteren Finalplätze aus. "Wir werden Sonntag einmal
trainieren und am Montag und Dienstag nochmal 2 lockere Einheiten
auf dem Wasser bestreiten und vielleicht noch eine Strecke mit
höherer Schlagfrequenz fahren und natürlich noch diverse
Gymnastikeinheiten, ansonsten versuchen wir zu entspannen",
erzählt Schmidla, wie es weiter geht.
Die Verantwortlichen des Crefelder Ruder-Club organisieren
derweil ein Public Viewing für das Final am Mittwoch um
15:00 Uhr, denn alle sind im "Lisa Fieber" - Go Lisa Go!
©Sabine Tschäge
veröffentlicht am Montag, 8. August 2016 um 07:55; erstellt von Hummels, Wilhelm
letzte Änderung: 08.08.16 08:04